Literatur

Der Prettauer Faust Prettau blickt auf eine uralte Stubentheatertradition zurück. Die volkstümliche Spielkunst kam dabei mit einfachsten Mitteln aus, war dramatisch jedoch höchst wirkungsvoll und erlangte um die Mitte des 19. Jahrhunderts einen literarischen Höhepunkt. Gregor Steger d. J. (1807 – 1875), der Stegerhofbauer, war selbst Spieler, aber auch Sammler und vor allem Verfasser verschiedenster Spielstücke. Um 1830 schrieb er den „Prettauer Faust“, ein Kleinod in der deutschen Literatur. Friedrich Steger (1859 –1922), der Sohn des Gregor, schrieb alle von seinem Vater verfassten und gesammelten Spielstücke 1894 im sogenannten Theaterbuch nieder. Es ist ein Schreibheft in einem dunkel marmorierten Kartoneinband und befindet sich derzeit als Leihgabe im Bergbaumuseum „Kornkasten“ in Steinhaus. Das Johann-Doktor-Faustus-Spiel ist nicht nur das bekannteste, es ist auch das wirksamste Stück des „Buches“. Aus Geldnöten verschreibt Doktor Faustus seine Seele dem Teufel. Dieser verpflichtet sich im Gegenzug, alles von Faust Gewünschte herbeizuschaffen. Eines Tages verlangt Faust, um dem Teufel einen Streich zu spielen, sogar ein Kruzifix. Diese Aufgabe erscheint für den Höllenfürst fast schier unmöglich, dennoch schleppt dieser das Kreuz herbei und mahnt den Doktor Faustus: „Behalt des Bild nit zu lang im Haus, sonst wird die größte Dummheit draus!“ Dem entgegnet Faustus: „Ich weiß nit, was er damit meint, warum ihm das so verdächtig scheint? Ich bin studiert und hochgelehrt, hab einen Holzblock nie verehrt!“ Die Gegenwart des Kreuzes ist ungemein wirksam und gibt dem Spiel eine Wendung. Angesichts des Kreuzes kommen Doktor Faustus doch Gedanken über die eigene Schuld, er will aber trotzdem dem Bösen nicht entsagen. Auch Rettungsversuche durch einen Einsiedler scheitern, sodass schließlich alle den unglücklichen Faust verlassen und der Teufel sich seinen Lohn holen kann.