Kultur - Kupferbergwerk Prettau

Das Kupferbergwerk Prettau


Der Kupferbergbau am Rötbach in Prettau reicht wahrscheinlich in die Bronzezeit zurück. Ein Indiz für den prähistorischen Bergbau ist ein im Jahre 1864 gefundenes Bronzebeil.

Das Prettauer Kupfer wird erstmals im Jahre 1426 erwähnt, als es der Landesfürst Friedrich IV. (Friedl mit der leeren Tasche) für den Guss von zwei Kanonen verwenden ließ, die dann bei der Belagerung der Burg Greifenstein eingesetzt wurden.

Unweit des heutigen Rötkreuzes auf etwa 2000 m Meereshöhe trat das Erz an die Oberfläche; die Bergleute nennen solche Stellen Ausbisse. Die Kupfererzlagerstätte zieht sich ungefähr 500 m senkrecht durch den Berg und reicht unter die Talsohle.

Zuerst wurden nur die besten Erzlager im oberen Bergwerksbereich abgebaut; später begann man auch die darunter liegenden aufzufahren. Je näher die Stollen der Talsohle sind, desto jünger und länger sind sie.
Der unterste, der St.-Ignaz-Erbstollen, führt von der Talsohle aus in den Berg. Er wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aufgefahren. Lediglich dieser Stollen wurde mit Schwarzpulver, alle anderen mit der Schrämmtechnik, also mit Eisen und Schlegel, vorgetrieben.

   

Das im Berg gewonnene Erz wurde nicht direkt aus der Grube in das Schmelzwerk gebracht; es wurde zuerst aufbereitet, d. h. aussortiert, um dann im Schmelzwerk ein möglichst hochwertiges Erzkonzentrat zu erhalten.

Erst im Jahre 1573 wurde das erste wassergetriebene Pochwerk in Betrieb genommen; dabei wurde das Erz minderer Qualität von den Pochstempeln zu Sand gepocht, der erzhaltige Anteil in den Waschwerken dann vom tauben Sand getrennt.

Fast anderthalb Jahrhunderte lang wurde das Kupfererz in unmittelbarer Nähe der Gruben in Prettau geschmolzen. Durch den großen Holzverbrauch wurde der Schutzwaldgürtel derart in Mitleidenschaft gezogen, dass kaum noch ein Haus vor Lawinen sicher war.

Im Laufe des 16. Jahrhunderts verlegte man daher die Schmelzwerke talauswärts; das größte war jenes von Arzbach in St. Johann. Im Jahre 1878 wurde es vom Rohrbach übermurt. Daraufhin wurde in Prettau ein neues Schmelzwerk errichtet; es war jedoch nur mehr wenige Jahre in Betrieb, denn im Jahre 1893 wurde der Bergwerksbetrieb eingestellt.

Das Bergwerk in Prettau war immer in Besitz von privaten Unternehmern; zuerst waren auch Leute aus dem Ahrntal unter den Bergbauunternehmern, den Gewerken, später setzten sich die reicheren durch, wie die Freiherrn von Welsperg und die Freiherrn von Wolkenstein-Rodenegg.
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts kam das Bergwerk an die Grafen von Tannenberg und die Freiherrn von Sternbach. Auf diese folgten ab Mitte des 19. Jahrhunderts die Grafen von Enzenberg.

Seit etwa 1500 bestand für das Bergwerk von Prettau ein eigenes Berggericht. Der Sitz des Bergrichters war das Berggerichtshaus in Mühlegg zwischen Steinhaus und St. Johann.

Das Prettauer Kupfer war deswegen besonders gesucht, weil es sehr dehnbar war und sich daher im Besonderen für die Drahterzeugung eignete.

Zwischen 1957 und 1971 war das Bergwerk noch einmal kurz in Betrieb. Heute ist der St.-Ignaz-Erbstollen als Schaustollen Teil des Südtiroler Landesbergbaumuseums.

 

Der Lehrpfad am Knappenberg

Der Weg am Knappenberg vom Mundloch des St.-Ignaz-Erbstollens aus führt zu den anderen, höher gelegenen Stollen bis hinauf zur Rötalm; er ist heute als Lehrpfad ausgezeichnet und mit einer eigenen Markierung versehen. Die verschiedenen Stollenmundlöcher sind zudem mit Kupfertafeln versehen, auf denen der Namen des jeweiligen Stollens steht.
Der Weg, auf dem die Knappen einst zur Arbeit gingen, war zugleich auch Erztransportweg. Das durch die Stollen zu Tage gebrachte Erz wurde zuerst in eigenen Gebäuden, den Kramstuben, geschieden, d. h. zerkleinert, vom tauben Gestein getrennt und sortiert. Die Mauerreste der Kramstuben sind beim Mundloch des St.-Johannes-Stollens am besten erhalten.